Blue Ant: Systemneustart mit Designs aus dem Cyberspace

22. Juni 2011 | Von | Kategorie: Porträt
Bucheinband von “Systemneustart”

Bucheinband von “Systemneustart”

Der Autor William Gibson gilt als Erfinder des Cyberspace. Er verwendete den Begriff erstmals in seinem 1984 erschienenen Roman „Newromancer“ und bewies damit ein untrügliches Gespür für Trends, Moden und technische Entwicklungen. Er gilt bis heute als Ikone aller Nerds.

Mit der Blue-Ant-Trilogie erhebt Gibson sein Trendgespür zum Konzept und findet den passenden Begriff „Coolhunter“. Protagonist ist der Belgier Hubertus Bigend mit seiner Agentur „Blue Ant“. Der letzte Roman der Trilogie erschien gerade unter dem Titel „Systemneustart“ und so soll der von Gibson aufgespürten Design-Trend hier vorgestellt werden.

Dieser bringt Dinge ins Spiel, die keinerlei ästhetischen Überschuss auszudrücken beanspruchen: Uniformen und Arbeitskleidung. Bigends „Blue Ant“ – Spezialisten stellen fest, dass der Designcode männlicher Straßenkleidung von heute größtenteils von amerikanischer Militärkleidung aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts beherrscht wird. Es ist der einzige Teil des Bekleidungsgewerbes, der nicht von der Dysfunktionalität der Modebranche abhängig ist. Ausrüstungsgeile junge Männer wollen nicht nur das Richtige haben, sondern etwas Besonderes. „Blue Ant“ beschließt, sich um den Uniformauftrag des amerikanischen Militärs zu bewerben. Es fehlt nur noch ein Designer. Agenturchef Bigends glaubt ihn im Erfinder eines secret brands „Gabriel Hounds“ zu finden. Da der Verkauf von dessen Ware über eine geheime Mailingliste organisiert wird, muss ihr Designer aufgespürt werden.

Als Coolhunter liegt Gibson voll im Retro-Trend. Denn der 1991 verstorbene Erfinder des modernen Corporate Designs, Otl Aicher, hat die Uniform als letztes Refugium des Designs betrachtet. 1970 verkündete er in zeitgemäßer Kleinschreibung: „nur das militärdesign hat eine vom markt so unabhängige stellung bewahren können, daß ausgemachte pazifisten und anarchisten sich aus armeebeständen anziehen und ausstatten, um dem launischen konsumzwang zu entfliehen.“

Das türkische Militär hat Gibsons Roman offenbar bereits vorab gelesen und hat sich sein neues battle dress von der Modedesignerin Arzu Kaprol entwerfen lassen. Die Uniform zeigt ein digitales Tarnmuster, das von Satelliten nicht erkannt werden kann. Das Material besteht aus antibakteriell wirkenden Nanofasern, die achtmal schneller trocknen als reguläre Gewebe, Schutz vor UV-Strahlung bieten und außerdem gegen Öl, Schmutz und Salz resistent sind.

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