7 Mio. Euro für eine Groschenroman-Illustration

24. Februar 2014 | Von | Kategorie: Porträt
"Stars like Dust"-Cover von Chris Foss

„Stars like Dust“-Cover von Chris Foss

Was ist Kunst? – Grafikdesign zur Illustration von Heftromanen ist in der Regel Massenproduktion.
Doch wie bereits im 16. Jahrhundert bei Albrecht Dürer zu sehen, kann  Massenproduktion schon wenige Jahre später als hohe Kunst gelten.

Ärgerlich nur, wenn für das Original im Jahre 1962 gerade einmal 350 britische Pfund bezahlt wurden, die Kopie im Jahre 1994 jedoch für 5,7 Mill. britische Pfund (ca. 7 Mio. Euro) in London versteigert wird. Das Original stammt von Chris Foss, der zur Entstehungszeit 6 Illustrationen pro Woche für Männermagazine und Scince-Fiction-Heftromane erstellte. Die Kopie stammt von Glenn Brown, der im Jahre 2000 mit 34 Jahren für den mit 25.000 Pfund dotierten renommierten britschen Turner-Preis nominiert wurde.

Browns Nominierung war wegen seiner vielen Nachahmungen von noch lebenden Künstlern nicht unumstritten. Gerechtfertigt wurde dies mit „seinem eigenen spezifischen Ausdruck“. Im selben Jahr wurde Brown von Anthony Roberts wegen dessen Übernahme eines Scince-Fiction-Covers aus dem Jahre 1974 verklagt. Das auf dem Cover basierende Gemälde von Brown mit dem Titel „Loves of Shepherds“ wurde in der Tate Gallery ausgestellt. Am Ende einigten sich Brown und Roberst auf die Zahlung von 140.000 Prund (ca. 170.000 Euro) und dem Anbringen eines Zusatzes „nach Anthony Roberts“.

Foss entwarf in seinem späteren Berufsleben Illustrationen für den Film „Superman“ (1977) Entwürfe des Planet Krypton, für die Verfilmung von „Dune“ aus dem Jahre 1979 sowie die Raumschiffdesigns des Echtzeit-Strategiespiels „Homeworld“ von 1999. Er arbeitete auch für den „2001: Odyssee im Weltraum“ – Regisseur Stanley Kubrick. Als Künstler sieht er sich wohl bis heute nicht. Doch im September 2004 reiste er zur Eröffnung einer Brown-Retrospektive in der Serpentine Gallery nach London, um dort seiner Wut über die Kopien zum Ausdruck zu bringen und die Bilder abhängen zu lassen.

Mit Diplomatie gelang es dem Ausstellungsveranstalter, dass sich Foss mit der Nennung seines Namens als Inspirationsquelle unter dem Gemälden begnügte. Als seine Wut verflogen war, bezeichnete er Brown sogar einen netten Kerl und bot ihm die Zusammenarbeit an. Dass jemand 7 Mio. Euro für ein Gemälde zahlt, dessen Original für einen Bruchteil zu haben ist, versteht er nicht.

(Nach einem Artikel in „The New Yorker“ vom 20.02.2014)

 

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